Das Zirkuläre Bauen verfolgt das Ziel, Ressourcen durch Wiederverwendung, Recycling und Verlängerung von Lebenszyklen zu schonen. Für die Schweizer Bauwirtschaft bedeutet dies einen Paradigmenwechsel von linearen zu kreislauffähigen Prozessen. Gebäude werden als Materialbanken betrachtet, und Baustoffe können nach ihrer Nutzung erneut eingesetzt werden. So wird der CO₂-Ausstoss reduziert, Kosten eingespart und nachhaltigere Geschäftsmodelle gefördert. Die Digitalisierung ist hier entscheidend: Durch digitale Zwillinge, Building Information Modeling (BIM) und Materialpässe wird der Lebenszyklus eines Gebäudes präzise erfasst. Durch die Auswertung grosser Datenmengen werden Optimierungspotenziale identifiziert und die Entwicklung neuer, zirkulärer Bauweisen unterstützt. Mit einer lückenlose Datenerfassung wird die spätere Rückgewinnung von Materialien ermöglicht. Zudem erleichtert sie den Wissenstransfer und die Optimierung der Bauprozesse. Die Verbindung von Zirkularität und Digitalisierung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und unterstützt die Erreichung der Klimaziele.
Die Bauwirtschaft ist einer der grössten Verursacher von CO2-Emissionen, Ressourcenverbrauch und Abfall. Das lineare Modell – bauen, nutzen, entsorgen – hat ausgedient. Der EU Green Deal forciert einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft hin zu einem ressourcenschonenden, zirkulären Ansatz der Wiederverwendung, Langlebigkeit und Recycling in den Mittelpunkt stellt.
Ohne digitale Werkzeuge ist dieser Wandel nicht möglich. Zentrale Voraussetzung sind zugängliche, standardisierte Produktdaten über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Data Dictionaries sichern einheitliche Begriffe und Eigenschaften von Bauprodukten und schaffen semantische Interoperabilität. BIM erfasst Materialeigenschaften, Umweltwirkungen und Rückbauoptionen strukturiert, plant Wiederverwendung und optimiert den Lebenszyklus. Der digitale Produktpass (DPP) liefert maschinenlesbare Produktinfos, Lifecycle Data Management (LCDM) verknüpft sie über Planung, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau hinweg.
Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland entwickelt in interdisziplinären Teams praxisorientierte Lösungen, die als breit abgestützte Best Practice im Markt verankert sind.
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Der EU Green Deal ist das zentrale Instrument der EU, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Wesentliche regulatorische Initiativen fördern das zirkuläre Bauen, indem sie Anforderungen an die Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Bauprodukten definieren.
Neben der überarbeiteten Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) sind die neue Bauprodukteverordnung (CPR) und die Ecodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) von zentraler Bedeutung. Zugleich führen sie den Digitalen Produktpass (DPP) ein. Dieser stützt sich auf international anerkannte Standards zur Definition und Strukturierung von Bauwerksdaten in digitalen Prozessen und nutzt dafür einheitliche, in Data Dictionaries hinterlegte Datenstrukturen. Mit Product Data Templates (PDTs) können Hersteller digitale Produktdatenblätter erstellen, eindeutig identifizieren und in Registern speichern. So entsteht erstmals ein durchgängiger digitaler Datenfluss.
Die von Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland erstellte Publikation beleuchtet, wie neue EU-Massnahmen im Rahmen des European Green Deal das Bauwesen nachhaltiger und kreislauforientierter machen sollen.
Sie zeigt auf, wie standardisierte, digitale Bauproduktinformationen helfen können, Umweltbelastungen zu reduzieren, Recycling zu fördern und Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus effizienter zu planen, zu nutzen und zurückzubauen.
Der digitale Produktpass (DPP) wird als zentrales Instrument der EU zur Förderung von Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Transparenz im Bauwesen eingeführt. Aufbauend auf dem regulatorischen Rahmenwerk der EU für zirkuläres Bauen ist der DPP von entscheidender Bedeutung, da er strukturierte, maschinenlesbare Produktdaten über den gesamten Lebenszyklus bereitstellt.
Die Einführung erfolgt schrittweise, beginnend mit Produktgruppen mit hoher Umweltrelevanz.
In der Schweiz wird eine gesetzliche Angleichung erwartet. Das Whitepaper bietet einen praxisnahen Überblick über Anforderungen, Umsetzungsszenarien, technische Standards und Auswirkungen auf Unternehmen.
Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland hat zusammen mit verschiedenen Partnern drei Use Cases als Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung von BIM im Kontext der Kreislaufwirtschaft erarbeitet. Ziel ist es, durch Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure ein Best Practice zu schaffen, das die gesamte Bau- und Immobilienbranche beim zirkulären Bauen mit der BIM-Methode unterstützt.
In der Kreislaufwirtschaft sind Informationen zu verbauten Materialien, Mengen, Qualitäten und ihrem Kontext im Bauwerk essenziell. Ein Materialpass dokumentiert dies Daten strukturiert und digital.
Er schafft Transparenz, steigert den Materialwert und erleichtert Wiederverwendung oder Recycling. Gleichzeitig verbessert er die Planungs-, Kosten- und Terminsicherheit bei Um- oder Rückbauten, da Risiken oder Fehler frühzeitig erkannt werden. Zudem reduziert er den Ressourcenverbrauch und verringert die Abfallmenge bzw. erhöht die Nutzungsdauer.
Durchgängige, digitale Materialdaten ermöglichen eine effiziente Nutzung über den gesamten Lebenszyklus. Der vorliegende Use Case zeigt, welche Informationen wann und in welcher Qualität erforderlich sind – und wie sie bereits in der Planungsphase gezielt erarbeitet werden können.
In bestehenden Bauwerken fehlen meist verlässliche Informationen für die Planung und Durchführung von Umbau- oder Rückbaumassnahmen. Eine digitale Bestandsinventarisierung – also die nachträgliche Erfassung der verbauten Bauteile – macht Materialien, Mengen, Qualitäten und Verbindungen digital zugänglich.
Die Datenerfassung erfolgt mittels Laserscannern, Drohnen, Kameras oder anderen Sensoren und kann durch vorhandene Pläne, Dokumente oder Archivmaterial ergänzt werden. Die Anwendung von künstlicher Intelligenz, die Gebäudedaten aus Bildern oder anderen Quellen extrahiert, ist in diesem Use Case noch nicht berücksichtigt.
Ein digitales Bestandsmodell enthält alle relevanten Informationen über die verbauten Bauteile und Materialien eines Gebäudes. Fachpersonen können darauf aufbauend Potenzialanalysen durchführen. Das Ziel dieses Anwendungsfalls ist es, ein digitales Bestandsinventar zu erstellen.
Der Use Case Lean Deconstruction baut auf dem Use Case Bestandsinventar auf. Er zielt darauf ab, den Rückbau eines Objektes effizient zu planen und zu simulieren. Auf Basis der erfassten Geometrien und Materialinformationen lassen sich Rückbauphasen digital modellieren und optimal aufeinander abstimmen. Durch Kontext-Informationen kann genau definiert werden, wann welches Bauteil ausgebaut werden soll. In Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus dem Bereich Rückbau werden die erarbeiteten Elemente analysiert und ein Rückbaukonzept erstellt. Darauf basierend entstehen eine digitale Simulation sowie eine konkrete Rückbauanleitung.
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